Montag, 18. Mai 2015

Notte Bianca

Freinacht in Locarno
 
 
Auch dieses Jahr bleibt Locarno eine Nacht lang wach und lässt Raum für Kultur, Musik, Kunst und Vergnügen. Live-Konzerte, Tänze, Strassenkünstler, Stände mit gastronomischen Spezialitäten und andere interessante Vorschläge für Erwachsene und Kinder beleben die verschiedenen Plätze der Altstadt von Locarno, einschliessßlich der Piazza Grande, wo DJs von Radio Fiume Ticino grosse musikalische Darbietungen präsentieren.

Die erweiterten Öffnungszeiten von Restaurants, Bars, Geschäften, Kunstgalerien und Museen beleben die Stadt noch zusätzlich.



Während dieser Freinacht wird dem Publikum auch ein Vorgeschmack auf die grossen Sommerevents der Region geboten: Strassenkünstler, JazzAscona, Vallemaggia Magic Blues, Verzasca Country Festival, Locarno Folk und das Filmfestival präsentieren Kostproben ihres Sommerprogramms.



Die Notte Bianca begeistert jedes Jahr die Bevölkerung. Dank den umfangreichen und qualitativ hochstehenden Angeboten werden die hohen Erwartungen stets erfüllt.

Auch die diesjährige Ausgabe, welche am Samstag 30. Mai stattfindet, verspricht ein Riesenspektakel. Der Hauptattraktionspunkt der Veranstaltung wird die faszinierende Piazza Grande in Locarno sein. Schon in der Vergangenheit war sie Schauplatz von Konzerten und anderen grossen Events.

In diesem Jahr sind die Organisatoren stolz, dass sie nach intensiven Verhandlungen zwei der bekanntesten und beliebtesten Schweizer Musikerinnen verpflichten konnten:



Stefanie Heinzmann, die junge Walliserin, die im Jahr 2008 mit dem Sieg in der grossen Talent Show des TV Senders Pro Sieben für Schlagzeilen sorgte und das Tessiner Talent Charlie Roe. Ein Hauch von "Shocking Pink", welcher den Rahmen mit dem international bekannten jungen Lausanner Bastian Baker noch mehr schmückt. Bastian Baker teilte im vergangenen Sommer, anlässlich von Moon and Stars die Bühne mit Laura Pausini in Locarno.

Dienstag, 5. Mai 2015

Curzútt und die tibetanische Hängebrücke

Der Berghang oberhalb der Magadinoebene, auf der rechten Seite des Flusses Ticino, lädt zu einer wunderschönen, vierstündigen Wanderung ein, die viele Sehenswürdigkeiten bereithält. Die Tour führt vorbei an Weingütern mit exzellentem Merlot bis in das Dorf Curzútt, das für seine aufwendig restaurierte, historische Baustruktur bekannt ist.
 

 

Die alte Siedlung dient als Beispiel dafür, dass die Menschen früher nicht in der Magadinoebene lebten, sondern die höheren Lagen bevorzugten. Der Ausflug ermöglicht die Besichtigung der kleinen romanischen Kirche San Bernardo mit ihren wertvollen Fresken.


 
Der Durchgang auf eine 270 m lange Hängebrücke, eine der längsten in der Schweiz, verspricht einen Adrenalinkick und eine tolle Aussicht. Läck isch das geil.


 

Der Routenverlauf



Der Ausflug hat seinen Ausgangspunkt in Gudo, einem Ort in der Magadinoebene, der gut mit dem Bus erreicht werden kann. Die Haltestelle Gudo Serta liegt direkt am Anfang des Wanderwegs Via delle vigne (Weg der Weinberge), der seinem Namen alle Ehre macht. Der Pfad führt durch idyllisch gelegene Weinreben in schönster Sonnenlage. Tatsächlich gehören die Weine, deren Trauben in Gudo, Sementina und Monte Carasso reifen, zu den besten Tropfen des Kantons. Der Weg setzt sich zwischen Weinbergen und Kastanienwäldern fort und ermöglicht einen schönen Ausblick auf die Magadinoebene und den Lago Maggiore.





Nach mehreren kleinen Siedlungen, die in Richtung Curzútt durchquert werden, erreicht man die neue tibetanische Hängebrücke, die den Hang von Sementina mit jenem oberhalb von Monte Carasso verbindet.



Die Überquerung bietet 130 m oberhalb des Baches, auf einer wackeligen Länge von 270 m, verspricht eine tolle Aussicht.

Sicherheitsbedenken bei der Überquerung sind jedoch völlig unnötig:

Die Hängebrücke besteht aus festen Lärchenholzplanken und wird von Metalldrähten gehalten. Rechts und links verhilft ein Geländer zu mehr Stabilität beim Laufen. Ein bischen mulmig wars mir trotzdem.
 
 


Die Kirche von San Bernardo


Auf dem weiteren Teilstück der Wanderung, immer in Richtung Curzútt, folgt auf einer Waldlichtung die romanische Kirche San Bernardo. Heute wirkt sie einsam und verlassen, früher war sie jedoch fester Bestandteil des Alltagslebens der benachbarten Siedlung Curzútt.


Die kleine Kirche, mit Wurzeln so um das 11./12. Jahrhundert, ist einen Besuch wert, auch wenn sie auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt. In den Innenräumen sind kunstvolle Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert zu bestaunen, die fast die gesamten Wände einnehmen.


Eine Besonderheit ist das „Letzte Abendmahl“ an der Nordwand, bei dem sich der Maler um regionalen Bezug bemühte und Flusskrebse sowie Kirschen in das Bild integrierte.




Falls die Kirche geschlossen sein sollte, kann man die Schlüssel beim Gästehaus oder beim Restaurant in Curzùtt erhalten, nicht viel weiter entfernt gelegen. 
 

Historisches Dorf Curzútt

 



In nur wenigen Wanderminuten Entfernung von der kleinen Kirche liegt das Dorf Curzútt auf 600 Metern Höhe. Ein sehr gutes Restaurant lädt dort zu einer Pause ein. Curzútt ist ein Beispiel dafür, dass die Menschen früher nicht unten in der Magadinoebene lebten, sondern die höheren Lagen bevorzugten.

Die Gründe waren vielfältig:

Die Uferzone des Ticino war Schwemmland und stand regelmässig unter Wasser. Die klimatischen Verhältnisse führten in der Ebene zu erhöhtem Malariarisiko. Zudem war Bellinzona in früheren Zeiten eine umkämpfte Stadt und das Tal strategisches Durchzugsgebiet für Heere und Soldaten, zu denen man lieber Abstand hielt.




Das Dörfchen Curzútt setzt sich zusammen aus ortstypischen Steinhäuschen, Gemüsegärten und terrassenförmig angelegten Getreidefeldern und Weinbergen. Der gesamte Ort ist von der Stiftung Curzútt - San Barnàrd in den vergangenen Jahren für über sechs Millionen Franken aufwendig restauriert worden. Mit dem Projekt sollte kein Freilichtmuseum geschaffen werden, sondern ein lebendiges Zentrum, in dem auch Touristen, dank einer Jugendherberge und einem guten Restaurant, ihren Platz finden. Zahlreiche Gebäude wurden saniert, zudem Trockenmauern und eine alte Mulatteria (Maultierweg) instand gesetzt. Ein neuer Kinderspielplatz begeistert auch die kleinsten Besucher.



Von Curzútt aus kann man zu Fuss innerhalb von 30 Minuten Monte Carasso erreichen. Von dort aus fährt der Bus. Wer nicht mehr laufen möchte, kann in Curzútt auch in die Seilbahn steigen, die dort ihre Mittelstation hat. Doch häufig muss man längere Wartezeiten in Kauf nehmen und deshalb habe ich mich zum laufen entschieden.


Tipps für Weinliebhaber




Für Weinliebhaber hat der Berghang rechts der Maggia, oberhalb der Magadinoebene, viel zu bieten. Die Weingüter in der Zone gehören zu den besten Weinproduzenten des Kantons. Die vielen Reben laden zu einem Spaziergang in schönster Landschaft ein. Doch die Idylle ist trügerisch: Für die Winzer ist die Zone wegen ihrer steilen Hänge ein äusserst anstrengendes Anbaugebiet. Der Zugang zu den Weinbergen ist immer mit sehr viel Aufwand verbunden. Zudem haben in den vergangenen Jahren die Wildtiere immer häufiger Verwüstungen in den Reben hinterlassen. Generell heisst es, dass die Bearbeitung eines Weinberges dort am Hang doppelt so viel Zeit einnimmt wie in der Ebene. Doch die schweisstreibende Arbeit wird durch das Ergebnis belohnt: Die Lage profitiert von der starken Sonneneinstrahlung und der frischen Luft aus dem Gebirge. Es reifen Trauben von höchster Qualität.



Auf dem ersten Teilstück der oben beschriebenen Wanderung gibt es mehrere Weingüter, die nach Voranmeldung besucht werden können. Im Restaurant samt Herberge in Curzútt kann der Weinkeller besichtigt werden. Zudem lassen sich die verschiedenen, vor Ort hergestellten Weine probieren, die aus Trauben eines alten, wiederhergestellten Weinbergs gekeltert wurden.



Es handelt sich dabei um Zwitterrebsorten, die das Ergebnis der Kreuzung verschiedener Rebsorten sind. Hergestellt wird der Wein von Adriano Petralli, Direktor der Cantina Giubiasco. Im Ortskern von Monte Carasso, nahe der Talstation der Seilbahn, findet man die Kellereien Settemaggio der Familie Marcionetti, Pizzorin von Giancarlo Pestoni und I Fracc (Betreiber ist Christian Regozzi, Bruder der bekannten Ex-Miss Schweiz).